Glück auf

„Glück auf, das heißt: Komm heil zurück. Und: Gott behüte dich.“ (G. Schöne)


Wie kommt es im Erzgebirge eigentlich zu diesen hohen Inzidenzen? Es ist ja nun nicht so, dass in der ehemaligen Freien Republik die Corona-Regeln nicht gelten. Zumindest beim Einkaufen setzen alle schön ihre Masken auf, in den Bussen sieht man es von draußen auch und illegale Glühweinstände sind mir hier bislang noch nicht begegnet. Gibt es geheime Umschlagplätze, wo das Virus unter der Hand weitergegeben wird? Und wie muss man sich das dann vorstellen? Wird dort bei Unterschreitung des Mindestabstandes gehustet,  geniest und geprustet? Umarmt und geküsst? Aus einem einzigen Eimer Glühwein getrunken? Das Ganze findet natürlich in den alten Uranstollen statt. Rätselhaft, das alles. Vielleicht ist es auch einfach nur so, wie mit dem Schnee. Davon gibt es im Erzgebirge ja auch mehr als anderswo, ausgenommen Bayern und Österreich. Er fällt früher vom Himmel und bleibt viel länger liegen. In der vergangenen Woche haben die Erzgebirger angefangen, ihre Fenster advent- und weihnachtlich zu illuminieren und wer jetzt noch nicht fertig ist, ist spät dran. Daher trifft es diese armen Menschen hier besonders hart, dass die Weihnachtsmärkte zum zweiten Mal in Folge ausfallen müssen. Ja, vielleicht sind Untertage schon seit vergangenem Jahr Permanentweihnachtsmärkte aufgebaut und dorthinein zwängen und drängen sie sich und stecken sich eben alle gegenseitig an. 

Mit solcherlei Gedanken verbringe ich die langen Winterabende am Bett meines Erstgeborenen, während seine Mutter draußen in der Küche Töpfe und Pfannen mit Gesottenem und Gebratenem befüllt, damit wir am Tage nicht etwa Hunger leiden müssen. Natürlich stimmt auch das wieder nicht, denn ich sitze schon lange nicht mehr am Bett, sondern liege drin, da mein Kind nicht mehr ohne engen Körperkontakt einschlafen mag. Spät am Abend kann ich mich dann fortschleichen, werde aber meistens aus dem elterlichen Lager abberufen, sobald der erste Schlummer auf uns niedergesunken ist. Ich frage mich inzwischen, ob ich vielleicht mehr Schlaf abbekomme, wenn ich nächtens in zwei Betten unterwegs bin. 

Es kann nun durchaus sein, dass das alles nun immer so weitergeht: Sowohl das Steigen der Inzidenzen als auch die Anhänglichkeit meines Sohnes. Man soll damit eben gar nicht erst anfangen. In beiden Fällen gibt es aber glücklicherweise eine Obergrenze. Das Kind wird spätestens mit der Pubertät aufhören, mit seinem Vater zu kuscheln und die Inzidenz kann aus mathematischen Gründen die Zahl 100.000 nicht übersteigen. Bis dahin behüte uns Gott. Glück auf!

Veröffentlicht in Elternzeit, Weltgeschichte  am 27.11.2021 5:00 Uhr.

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