Die drei Sprechzimmer

Männer gehen viel zu selten zum Arzt und dann finden sie sich dort nicht zurecht. Ist das ein Wunder?

Ich hatte gestern Nachmittag noch einen Termin zum Testen. Die Apothekerin entschuldigt sich. Sie muss erst noch ihre Brille putzen. „Ich sehe durch die Brille fast gar nichts mehr“, sagt sie. Ich: „Ist doch auch kein Sehtest.“ Sie: „Naja, ein bisschen was sehen möchte man aber schon, wenn man bei andern Leuten in der Nase stochert.“ Ich: „Sie könnten ja nach Gehör stochern.“ Sie: „Schmerzensschreie?“ (lacht) Ja, den Humor müsse man sich wenigstens bewahren in diesen Zeiten. Ich: „Nicht immer gleich so negativ sein.“ „Aber positiv besser auch nicht!“ Ich: „Um Himmels willen!“

Im Kindergarten soll ich heute gleich nach unserer Ankunft wieder rausgehen. Nach einer Weile wird mir der Schnulli abgenommen. Dann höre ich mein Kind sehr laut und lang anhaltend weinen, als mal kurz die Tür aufgeht. Die Chefin kommt zu mir und tröstet mich. Dann hört man nichts mehr. Nach einer halben Stunde mache ich mir Sorgen, ob mein Kind übers Wochenende wieder mit mir nach Hause kommt. Die Chefin tröstet mich wieder: Das hätten sie noch nicht geschafft. Endlich geht die Tür wieder auf und die Kinder werden zum Rausgehen angezogen. Mein Sohn kommt zu mir und klettert auf meinen Schoß. Er sieht erschöpft aus, aber auch irgendwie stolz. Beim Singen hätte er sich schließlich beruhigt, sagt mir die Erzieherin.

Nach dem Testen war ich gestern Nachmittag auch schnell noch bei meiner Ärztin. Ich wollte sie mal wieder sehen. Nach der Anmeldung und einer angemessenen Wartezeit im leeren Wartezimmer wird die Sprechanlage eingeschaltet und die Ärztin sagt etwas, das auf „ei“ endet. Alles andere wird vom Martinshorn einer Feuerwehr übertönt, die offenbar am Mikrofon vorbeifährt. Ich vermute, ich soll in das Sprechzimmer drei kommen. Es gibt aber nur zwei Sprechzimmer. Als ich in Nummer zwei eintrete, ruft die Ärztin gerade zum zweiten Mal. Ich entschuldige mich, ich hätte „Sprechzimmer drei“ verstanden. „Wo ist denn Sprechzimmer drei?“ fragt die Ärztin. Ich entgegne, ich wisse es nicht und die Schwestern hätten es auch nicht gewusst. Da sieht man mal, dass ich viel zu selten zum Arzt gehe, sonst würde ich mich dort besser auskennen. Und als nächstes gehe ich zum Hörtest.