Im Tierpark

Im Tierpark

Wenn man will, dass etwas ordentlich gemacht wird, macht man es am besten selbst.

BE7C641C-6180-432D-A3E4-4F78FE7803CB.jpegKinder lieben Tiere. Das glauben zumindest die Erwachsenen. Wir dachten das auch und fuhren mit unserem Kind in den Tierpark. Es gibt dort einen Ticketautomaten und eine entsprechende Vorrichtung zur Zugangskontrolle. Man steckt sein Ticket in einen weiteren Automaten und kann dann ein Drehgitter passieren. Soweit, so einfach. Normalerweise stellt man sich vor das absperrende Gitter, drückt es vorwärts und geht dabei hindurch. Ich bin schon hundertmal durch solche Gitter gekommen, ohne darin stecken zu bleiben, aber diesmal hatte offenbar irgend etwas in mir Bedenken. Frau und Kind hatten die Sperre schon passiert, nur ich stand noch draußen. Ich ließ mein Ticket verschwinden und wieder herauskommen, es klickte und ich griff beherzt neben mich, um das Gitter vor mir an mir vorbei zu drehen. Hinein kam ich so freilich nicht. Ich stand nach der Drehung des Gitters noch am selben Fleck wie vorher und die Sperre rastete wieder ein. Ich steckte mein Ticket noch einmal ein und im Display erschien die Information, ich sei bereits eingetreten. Das Kind schien auch dieser Meinung zu sein und rannte los. Meine liebe Frau musste hinterher und ich stand mutterseelenallein, wie früher nach dem Abschied am Bahnhof Friedrichstraße.

Es war sogar noch schlimmer, denn damals hatte ich wenigstens noch meine Eltern bei mir, die auch nicht rüber durften. Diesmal gab es niemanden mehr, der mich getröstet hätte. Meine Frau drehte sich noch einmal um und riet mir von ferne, ein neues Ticket zu lösen. Nichts lag mir ferner, aber es schien für den Moment die einzige Möglichkeit zur glücklichen Zusammenführung unserer so jäh getrennten Familie zu sein. Ich kaufte also noch eine Eintrittskarte, wenigstes ermäßigt.

Unser Kind hielt sich unterdessen nicht lange mit den Tieren auf. Er erinnerte sich, dass es hier einen Bagger geben musste und da mussten wir hin. Da konnte der Pfau noch so traurig rufen, es musste gebaggert werden. Zicklein, Esel, Uhu und Sattelschwein mochten um die Aufmerksamkeit unseres Söhnchens buhlen, es kümmerte ihn nicht weiter. Die Tiere waren hier gut versorgt, aber wer kümmerte sich um den Bagger? Hin und wieder kam mal ein anderes Kind vorüber, dann machte er bereitwillig Platz. Aber die anderen konnten es einfach nicht, hatten nicht die nötige Geduld oder sie hatten Wichtigeres zu tun: Sie mussten essen, sie mussten trinken, sie mussten dies, sie mussten das. Was bieb ihm anderes übrig, als es allein zu machen? Danach muss man als Müllmann den Müll wegfahren. Und dann muss man auch schon wieder in den Kindergarten.